Historische Sehenswürdigkeiten in Langerwehe:

Gaststätte "Zur Traube"
Geschäftshaus Hauptstraße 83

Ortszentrum

Die Beschreibungen und die historischen Fotos entsprechen
der Beschilderung auf den Informationstafeln vor Ort.
Dieses Beschilderungssystem ist auf unsere Initiative hin in
Zusammenarbeit mit der Gemeinde entstanden.
 

 

Aufnahme um 1913

   

Aufnahme um 1915

 

Gaststätte „Zur Traube“ Hauptstraße 81

Ende des 18. Jahrhunderts wird Theodor Bu(ö)nner als Eigentümer des Hauses, heute Hauptstr.81, genannt. Das Urhaus dürfte zuerst nur aus dem Vorderhaus bestanden haben, die anderen Gebäudeteile sind sukzessiv hinzugekommen. Bönner wurde ca.1740 geboren und anlässlich der Volksbefragung zum Konsulat Napoleons namentlich 1802 genannt . Späterer Besitzer war Henri Fuhrmann. Am 24.Juni 1862 ist nachweislich Peter Josef Spielmanns der Eigentümer der Gaststätte, hier eröffnete er seinen neu erbauten Tanzsaal, der wohl der größte im Kreis Düren war. Zu dieser Zeit ist auch die Nachbarparzelle, heute Kaminiarz, in das Eigentum des Peter Josef  Spielmanns übergegangen. Aus dieser Zeit stammt auch der Name „Spielmanns Eck“.1895 geht die Gaststätte mit Tanzsaal in das Eigentum des Andreas Spielmanns über und das linke Haus an seinen Bruder Christian Josef. Beide waren die Söhne von Peter Josef Spielmanns.

1912 erwirbt Johann Bernhard Becker aus Düren für seinen Sohn Heinrich Becker die Gaststätte. 1915 wird das Objekt auf Heinrich Becker, verheiratet mit Katharina Schiffer aus Luchem, überschrieben. Im 2.Weltkrieg wurde der Tanzsaal zerstört. In den 1960er Jahren führte Gertrud Becker, die Tochter von Heinrich, genannt „Trautchen“, die Gaststätte. Nach ihrem Tode wurde das Objekt verpachtet. Es ist heute noch im Besitz der Familie Becker.

 

Geschäftshaus Hauptstraße 83

Das Nachbarhaus heute Hauptstraße 83, gehörte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Jean Mohren. Der spätere Eigentümer war Samuel Kaufmann, verheiratet mit Helene Capell. Er betrieb hier ein Manufakturwarengeschäft. 1900 sind die alleinigen Eigentümer des Geländes die Kinder von Samuel Kaufmann, Hermann und Heinrich Kaufmann und die Tochter Emma Roer geb. Kaufmann. Die Geschwister Kaufmann errichteten 1905 unter der Bauleitung des Architekten und Gastwirten Bernhard Mehl aus der Gaststätte St. Martin in Langerwehe, ein neues Geschäftshaus. Das Haus, in dem ebenfalls ein Manufakturwarengeschäft betrieben wurde, zeigte eine Entwicklung, die die dörflichen Verhältnisse weit überstieg.1921-22 verkauften die Geschwister Kaufmann das Anwesen an Leo Höxter. Höxter war Jude und kam mit seiner Frau Hedwig geb. Katz aus Hessen nach Langerwehe. Der Firmenname war weiterhin Geschwister Kaufmann mit dem Zusatz: Inhaber Leo Höxter. Am 01.09.1938 pachtete Aloys Frintrop, gebürtig von Gut Waldhof bei Osnabrück, das Wohn- und Geschäftshaus von Leo Höxter. Er kaufte das Warenlager und es wurde ein Mietvertrag mit Vorkaufsrecht für das Haus vereinbart. Das Ehepaar Höxter musste sich 1940 in eine Sammelunterkunft nach Aachen begeben und wurde am 20.03.1942  in ein KZ deportiert. Hier sind sie vermutlich ums Leben gekommen.

Die Tochter, Erika Moses, geb. Höxter, wohnhaft in Tel Aviv, offenbar die einzige Überlebende der Familie, verkaufte das Objekt 1952 an Grete Frintrop, Witwe des im Krieg gefallenen  Aloys Frintrop. Das Haus Nr. 85 hatte sie bereits 1950 an Konrad Porschen veräußert.1965 fand ein Teilumbau für die Errichtung eines Eiscafés statt. 1978 wurde das Manufakturwarengeschäft geschlossen und das Eiscafé vergrößert. Das Objekt befindet sich heute im Besitz der Familie Becker.



Text: Ralph Becker                                                   
 

 

Heutiger Zustand: