Gaststätte „Zur Traube“ Hauptstraße 81
Ende des 18. Jahrhunderts wird Theodor Bu(ö)nner
als Eigentümer des Hauses, heute Hauptstr.81, genannt. Das
Urhaus dürfte zuerst nur aus dem Vorderhaus bestanden haben, die
anderen Gebäudeteile sind sukzessiv hinzugekommen. Bönner wurde
ca.1740 geboren und anlässlich der Volksbefragung zum Konsulat
Napoleons namentlich 1802 genannt . Späterer Besitzer war Henri
Fuhrmann. Am 24.Juni 1862 ist nachweislich Peter Josef
Spielmanns der Eigentümer der Gaststätte, hier eröffnete er
seinen neu erbauten Tanzsaal, der wohl der größte im Kreis Düren
war. Zu dieser Zeit ist auch die Nachbarparzelle, heute
Kaminiarz, in das Eigentum des Peter Josef Spielmanns
übergegangen. Aus dieser Zeit stammt auch der Name „Spielmanns
Eck“.1895 geht die Gaststätte mit Tanzsaal in das Eigentum des
Andreas Spielmanns über und das linke Haus an seinen Bruder
Christian Josef. Beide waren die Söhne von Peter Josef
Spielmanns.
1912 erwirbt Johann Bernhard Becker aus Düren für
seinen Sohn Heinrich Becker die Gaststätte. 1915 wird das Objekt
auf Heinrich Becker, verheiratet mit Katharina Schiffer aus
Luchem, überschrieben. Im 2.Weltkrieg wurde der Tanzsaal
zerstört. In den 1960er Jahren führte Gertrud Becker, die
Tochter von Heinrich, genannt „Trautchen“, die Gaststätte. Nach
ihrem Tode wurde das Objekt verpachtet. Es ist heute noch im
Besitz der Familie Becker.
Geschäftshaus Hauptstraße 83
Das Nachbarhaus heute Hauptstraße 83, gehörte in
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Jean Mohren. Der spätere
Eigentümer war Samuel Kaufmann, verheiratet mit Helene Capell.
Er betrieb hier ein Manufakturwarengeschäft. 1900 sind die
alleinigen Eigentümer des Geländes die Kinder von Samuel
Kaufmann, Hermann und Heinrich Kaufmann und die Tochter Emma
Roer geb. Kaufmann. Die Geschwister Kaufmann errichteten 1905
unter der Bauleitung des Architekten und Gastwirten Bernhard
Mehl aus der Gaststätte St. Martin in Langerwehe, ein neues
Geschäftshaus. Das Haus, in dem ebenfalls ein
Manufakturwarengeschäft betrieben wurde, zeigte eine
Entwicklung, die die dörflichen Verhältnisse weit
überstieg.1921-22 verkauften die Geschwister Kaufmann das
Anwesen an Leo Höxter. Höxter war Jude und kam mit seiner Frau
Hedwig geb. Katz aus Hessen nach Langerwehe. Der Firmenname war
weiterhin Geschwister Kaufmann mit dem Zusatz: Inhaber Leo
Höxter. Am 01.09.1938 pachtete Aloys Frintrop, gebürtig von Gut
Waldhof bei Osnabrück, das Wohn- und Geschäftshaus von Leo
Höxter. Er kaufte das Warenlager und es wurde ein Mietvertrag
mit Vorkaufsrecht für das Haus vereinbart. Das Ehepaar Höxter
musste sich 1940 in eine Sammelunterkunft nach Aachen begeben
und wurde am 20.03.1942 in ein KZ deportiert. Hier sind sie
vermutlich ums Leben gekommen.
Die Tochter, Erika Moses, geb. Höxter, wohnhaft
in Tel Aviv, offenbar die einzige Überlebende der Familie,
verkaufte das Objekt 1952 an Grete Frintrop, Witwe des im Krieg
gefallenen Aloys Frintrop. Das Haus Nr. 85 hatte sie bereits
1950 an Konrad Porschen veräußert.1965 fand ein Teilumbau für
die Errichtung eines Eiscafés statt. 1978 wurde das
Manufakturwarengeschäft geschlossen und das Eiscafé vergrößert.
Das Objekt befindet sich heute im Besitz der Familie Becker.
Text: Ralph Becker
|